Piz Lischana

Piz Lischana oder unterwegs mit Heidi & Geissenpeter

Offensichtlich folgten auf Piz d’Agnel weitere Ausflüge in die Bündner Gebirgswelt mit meinem, zum persönlichen (Semi-)Bergführer avancierten, Freund. Die Besteigung des Scuol’schen Hausberges Lischana verdient es wohl, auf der Seite erwähnt zu werden:

Für dieses Abenteuer habe ich mir nämlich Verstärkung organisiert: Meine langjährige Freundin Lili mit heimischer, besseren Hälfte Dani aus Vals (fraglich aber, ob die ehrenwerten Walsersiedler auch wirklich dem Kanton angehören, so pflegen sie für wahrlich eigenartige Redeweisen..). Auf jeden Fall, so ahnte ich, werde ich den Bergführer zufrieden stimmen: Sie, leidenschaftliches Pfadisli, aus einer Klettererfamilie stammend, ist wohl die Personifizierung von ‚bergtauglich‘. Er, ebenso passionierter Strahler und Quasi-Lokalmatador, schien dem Bergführer gar die Show zu stehlen! Und dann war da noch meine Wenigkeit. Dieses Mal mit properem Laufwerk- obschon, noch nicht elektronisch betrieben (analog dem E-Bike, mit welchem ich über den Stelvio zu cruisen pflegte)- und hightech Regenjacke ausgestattet (man beachte die schicke Farbkombination! Doch abermals: Keine Fashionreports..).

Die frühmorgendliche Berg- und Talfahrt bis ins idyllisch gelegene Unterengadin war schon recht heiter, und als uns in Scuol auch noch die Sonne begrüsste, konnte uns nichts mehr bremsen. Eilig schritten wir durch die traumhaften rchenwälder, über Stock und Stein, immer schön dem Pfad entlang (was mich doch sehr beruhigte), bis wir die, auf einem Felsvorsprung thronende, Luxus-SAC-Hütte Lischana, auf 2500m Höhe, erreichten. Ich bestand auf eine verdiente, kleine Pause, welche schlussendlich sogar ziemlich ausgedehnt wurde. Kein Wunder, bei der super Bewirtung durch Ralf, den Hüttenwart, der uns mit leckerer Suppe zu unserem, alles anderen als pauvren Picknick, verwöhnte. Einig beschlossen wir, noch vor Dämmerung zum Piz Lischana (3105m) aufzubrechen. Zwar befürchtete ich bereits eine Hetzjagd die Felsen empor, aber zu meiner Überraschung gestaltete sich der erste Teil des Aufstieges eher gemütlich (die Tatsache, dass uns Wanderer entgegenkamen, die, aufgrund heftiger Windböen, auf dem Grat Kehrt machten, stimmte mich etwas skeptisch. Aber mit wem sonst, wenn nicht mit dieser Truppe, dachte ich, kann ich Vorstadtballerina mich in Sicherheit wähnen!). Es folgten einige kleinere Klettereien (Dani wollte mich schon anseilen), die aber auch ich fast schon mit Bravour meisterte (nicht zuletzt dank kompetenten Tipps von Lili), und zu guter Letzt ein langer Grat bis zum turmartigen Gipfel (auf welchen ich vom Bergführer persönlich gehievt wurde). Der Gipfel lud aber leider keineswegs zum Verweilen ein, zumal es eher frisch war und ich mich davor fürchtete, von einem starken Windstoss erfasst, unfreiwillig zur Hütte hinunter katapultiert zu werden. Ausserdem zogen düstere Wolken am Horizont auf, welche dann wohl auch ausschlaggebend waren, dass wir uns für die Abkürzung durchs Couloir, welches direkt zur Hütte führte, entschieden. Dies entpuppte sich dann als doch eher kniffligeres Unterfangen, so waren die Hänge bis zu 45° steil! Nicht das ICH Angst gehabt hätte, aber meine Begleiter haben, gelinde gesagt, wohl etwas Nerven gebraucht. Aber mit der fürsorglichen Unterstützung des Chefs kam auch ich heil unten an, wo wir von einem halben Dutzend Steinböcken empfangen wurden, welche besonders meinen Begleiter in Entzücken versetzten. Von Dani ausführlich über die Gepflogenheiten der Bündner Steinbockjagd aufgeklärt, erreichten wir alle mit knurrenden Mägen bei wunderschöner Abendstimmung die Hütte- Just rechtzeitig zum delikaten Viergänger, liebevoll zubereitet und fürwahr ein Gaumenschmaus. Draussen unterdessen bahnte sich ein Gewitter an, welches auch noch die ganze Nacht hindurch wütete, uns aber, dick in Duvets eingelullt im komfortablem Viererschlag, ziemlich kalt liess. Lange in die Nacht hinein scherzten und lachten wir, den schlechten Wetteraussichten für Sonntag hiess es zu trotzen!

Erwartungsgemäss eher trüb war dann auch das morgendliche Erwachen. So frühstückten wir erstmal ausgiebig und hielten Lagebesprechung. Obschon man mich mit dem Versprechen, durch die Uinaschlucht abzusteigen, zum Wochenende gelockt hatte, sah ich ein, dass dies bei Dauerregen wohl eher weniger spassig sein würde. Lili war die einzige in der Runde, die sich für die Erklimmung weiterer Gipfel stark machte, was aber von den Herren missbilligt wurde. Diese schlugen relaxen im Bad Scuol vor, was schlussendlich von allen goutiert wurde. So gipfelte unser Abenteuer also, da Petrus uns einen Strich durch die Rechnung machte, im Bogn Engiadina. Val d’Uina wartet hoffentlich..

Aufstieg: San Jon – Lischanahütte – Fuorcla da Rims – Piz Lischana
Abstieg: Piz Lischana – Südwestcouloir – Lischanahütte
Datum: 06.09.08
Dauer: Aufstieg ca. 4h
Abstieg ca. 30min
Schwierigkeit: L
Höhe: 3105m
Höhenmeter: ca. 1650
die Besteiger: Lili, Dani, Olivia und Daniel
Kartenausschnitt: Route Piz Lischana Profil Piz Lischana

7 Kommentare zu “Piz Lischana”

  1. Veribeeri 24. September 2008

    Hehe oli….
    cool häsch das gschribe… :-)

  2. schöni 18. September 2008

    heiei, do stuhni…:) und nebazua tuasch no biz kuacha bacha, di perfekti huusfrau, so wias sii muas…;) shit hey,dia siita gseht jo langsam recht guat us, letst mol woni uf dera siita gsi bin hed sie viel verkrueppleter usgseh, hed dr daniel sust nuet z tua oder was???:)
    viel spass in der bergwelt

  3. nicola 17. September 2008

    hehe, du bist aber ein mutiges…;-)
    morgen erasmusapéro im rwi?

    bisous nicola

  4. ulli 17. September 2008

    :) hey!sehr cooler bericht!
    ja so wie man es von einem mädl aus den bergen erwartet, sehr brav…!
    grüße zurück an die oli von der ulli aus dem ….direkt winterlichen…. wien :-(

  5. Sushikönig 12. September 2008

    Wasabigrüne Ballerina! Das mussten sich die Steinböcke natürlich aus der Nähe ansehen….

  6. Lea dils cuolms 12. September 2008

    …and they lived happily ever after.
    :-)

  7. Raffaella 12. September 2008

    Einmal mehr ein gelungener Artikel. Und obwohl das hier vielleicht nicht hingehört: deine Wanderschuhe würde ich gerne mal zu Gesicht bekommen!

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