Piz Val Lunga und Piz Salteras

Denn sie wissen nicht, was sie (sich an)tun…

Zur Abwechslung zum Wandern am Tag wollte sich das gr3000 Team – ausnahmsweise ohne Markus, mittlerweile auch bekannt als “der Zürcher” – auch mal in der Nacht in der Bergwelt austoben, um einen vielversprechenden und romantischen Sonnenaufgang in ihrem bevorzugten Terrain erleben zu können. Entsprechend früh gestaltete sich die Abfahrt von Domat/Ems (20 vor eins), damit rechtzeitig um viertel vor zwei morgens von Naz auf 1747 m.ü.M. gestartet werden konnte, dem geneigten Leser wohl eher als Ausgangspunkt des Schlittelwegs Bergün-Preda bekannt. Zu unserem grossen Erstaunen begegneten wir trotz unseren starken Lichtkegeln weder anderen Irrsinnigen noch irgendwelchen Tieren. Welch wunderbare Gegend wir im Aufstieg im Val Mulix und danach im Val Tschitta verpassten, konnten wir mehr schlecht als recht erahnen. Dank unserem, durch den harten Arbeitsalltag mühsam gewonnen Biorythmus konnten wir weitgehend in den frühen Morgenstunden auf Pausen verzichteten. Kurzzeitig wurden aus unserem eher rasanten Trott geworfen, weil ein Stein in alle möglichen Himmelsrichtungen mit Wandermarkierungen versehen war oder der Weg so abgerutscht war, dass wir und fast wenig über den Weiterweg verunsichert waren. Nichtdestotrotz gewannen wir weiter an Höhe und erreichten bald die Mulde unter der Furschela da Tschitta. Von dort biegt die Route scharf nach links ab. Nach kurzer Kletterei über den Ostgrat erreichten wir bereits um 5 vor 5 den Gipfel des Piz Val Lunga. Der Sonnenaufgang war gemäss unserem Lexikon (“Die Südostschweiz”) aber erst auf 5.39 terminiert. So galt es, die Wartezeit mit einem kleinen Morgenessen zu überbrücken um danach alle mitgeführten Kleidungsstücke anzuzuiehen, denn auch Mitte Juli kann es auf über 3000 Metern empfindlich kalt werden.

Je näher der Zeitpunkt unseres Tageshighlight rückte, desto klarer wurde uns, dass die massiven Wolkenfelder unsere Freude wohl ziemlich stark trüben würden. Und tatsächlich, der errechnete Zeitpunkt des Sonnenaufgangs war schon verstrichten, als es auch uns langsam dämmerte, dass wir wohl eher das Morgenrot geniessen sollten, als uns weiter auf wärmende Sonnenlicht zu freuen. Ausgelaugt vom Aufstieg und von der Enttäuschung entschieden wir uns einstimmig, auf das zweite Tagesziel zu verzichten. Ersehnten wir beide das wohlige Bett näher herbei als einen weiteren Bergtriumph? Bedeutete dies bereits ein erstes Nachlassen der aus einer unversiegend zu scheinenden Quelle sprundelnden Motivation?

Zuerst galt es aber, einen kurzen und geruhsamen Abstieg über ausgedehnte Schneefelder in Angriff zu nehmen. Am “Badesee” schlechthin gönnten wir uns eine kurze Rast, nicht zuletzt auch aus der Unentschlossenheit heraus, ob wir den zweiten Gipfel wirklich wollten sausen lassen. Nach langwieriger Analyse der Situation fällten wir den, im Nachhinein betrachteten richtigen Entscheid, den so Nahe erscheinenden Gipfel doch zu besteigen. Nach einem steilen und ebenso kraftzehrenden Aufstieg konnten wir in Sonnenschein den Gipfel des Piz Salteras betreten, inzwischen wars halb 8 Uhr morgens. Über Punkt 2994 stiegen wir wiederum über die grossen Schneefelder ab, wobei absteigen wohl weit übertrieben ist. Vielmehr rutschen wir auf dem Hosenboden in hohem Tempo den Hang hinunter, auch im Andenken natürlich an die weltberühmte Schlittelbahn Bergün. So konnten wir alsbald die volle Pracht der Natur im Parc Ela geniessen, zumal die Sonne mit sich mit den kleinen Nebelfeldern über dem saftigen Grün abwechselte. Auch die beiden Murmelitere schienen sich an der klaren Morgenstimmung zu freuen und liessen sich durch uns nicht irritieren. Den ersten beiden Wanderern begegeneten wir auf Höhe der Waldgrenze. Zum Abschluss durchquerten wir nochmals das Dörfchen Naz, wo sich die wenigen Bewohner die Stumpen angezündet und einen bequemen Platz auf der Holzbank in der Sonne eingerichtet haben. So lässt sichs durchaus leben!

So früh wie noch nie (9.15), waren wir wieder am Ausgangspunkt angelangt.

Aufstieg: Naz – Val Tschitta – Furschela da Tschitta – Nordostgrat – Piz Val Lunga
Abstieg: westlich von Punkt 2863m – Nordostgrat (Abstieg über Punkt 2994m)
Datum: 11.07.09
Dauer: 7h 30min
Schwierigkeit: L
Höhe: Piz Val Lunga 3078.2m
Piz Salteras 3111m
Höhenmeter: ca. 1700m
die Besteiger: Martin und Daniel
Kartenausschnitt: Route Piz Salteras Profil Piz Salteras

Piz Val Lunga: Naz – Val Tschitta – Furschela da Tschitta – Nordostgrat
Piz Salteras: westlich von Punkt 2863m – Nordostgrat (Abstieg über Punkt 2994m)

Ein Kommentar zu “Piz Val Lunga und Piz Salteras”

  1. sunset.life. 23. Juli 2009

    wenigstens haben wir die sonne untergehen sehen. vom züriberg aus. mit sophie.

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