Nach dem Ringelspitzdesaster waren Daniel und ich dringend auf ein Erfolgserlebnis angewiesen, um nicht in Selbstzweifel zu verfallen. Auch unser erfahrenstes Teammitglied Martin, war nach seiner Honigwoche total hungrig auf neue Gipfel. Da kam es gerade recht, dass uns unser Wildexperte und Engadinkenner Andri in seine Jägerhütte in Ftan lud. Endlich sollte das gesamte Team wieder einmal gemeinsam unterwegs sein, sogar verstärkt durch Andri. Das idyllische Dörfchen Ftan liegt im Unterengadin, umgeben von dutzenenden hohen Bergen. Wir hatten also die Qual der Wahl und drei Tage Zeit für neue Touren. Bei rauchendem Hüttenofen und Kerzenlicht beschlossen wir als erstes den Hausberg von Ftan zu erklimmen, den Piz Minschun. Einige Mitglieder hätten wohl lieber ein schwierigeres Ziel ins Auge gefasst, doch ich war durchaus froh dass wir als erstes einen etwas einfacheren Berg versuchten, denn erstens musste ich mit Ersatzschuhen von Papa Rauch laufen (vielen Dank an dieser Stelle), zweitens wollte ich einen schnellen Gipfelerfolg und drittens mussten wir unseren Andri erst mal an das Klima über 3000m angewöhnen. Also verliessen wir morgens etwas nach sieben Uhr Andris Jägerhütte und marschierten über die Alp Clünas zum Lai da Minschun. Dort rasteten wir kurz, um uns für den steilen Aufstieg zum Westgrat zu stärken. Dabei sorgte das aufblasbare Sitzkissen von Andri für einige Belustigungen und Sprüche, welche Andri nur mit einem müden Lächeln quittierte, war er sich solcher Spässe schon gewohnt. Gestärkt nahmen wir nun das anstrengendste Stück dieser Tour in Angriff, was für GR3000 Verhältnisse eine gute Aufwärmübung war, für Jägerverhältnisse aber bereits erhebliche konditionelle Schwierigkeiten mit sich brachte. Dabei wurde klar, dass Jäger wohl viel mehr rauchen und viel weniger laufen als uns das Klischee vermuten lässt. Doch der Wille zum und Glaube an das Ziel lässt auch einen Jäger die schwierigsten Hindernisse überwinden und so standen wir bald auf 2898 Metern. Dort wehte uns ein eisiger Wind entgegen und ich war froh dass ich meinen tollen, grünen Helly Hansen Jägervlies dabei hatte. Dicke Eiszapfen an den Felsen liessen
vermuten, dass die Temperatur den Gefrierpunkt erreicht hatte und das mitten im Sommer. überhaupt war das Wetter schlechter als vorausgesagt, der Himmel war bedeckt und die Wolken hingen tief. Was ist bloss los mit den guten alten Hundstagen? Ausserdem bedeckte eine dünne Schneeschicht den Weg über Geröll zum Gipfel, den wir aber ohne Probleme überschritten und nach insgesamt etwas mehr als drei Stunden oben auf dem Minschun ankamen. Endlich wieder einmal ein Gipfel geschafft! Den Elementen ausgesetzt machten wir eine ausgiebige Rast und Andri packte neben seinen Zigis abermals sein aufblasbares Sitzkissen aus. Diesmal lachte jedoch keiner mehr, denn Andri war in der nächsten halben Stunde der einzige der sich nicht am Allerwertesten fror. Die Aussicht vom Piz Minschun an schönen Tagen muss bestimmt eindrücklich sein, doch an diesem Tag waren sämtliche hohen Berge in der Umgebung von Wolken eingehüllt, so dass uns nur die Sicht auf Bergrümpfe und umgebende Täler gewährt wurde und Eindrücklicheres verborgen blieb. Auf die Besteigung des Piz Tasna verzichteten wir vernünftigerweise angesichts der grossen Distanz und der unklaren Verhältnisse. Der Abstieg über den Nordgrat und eine Geröllhalde gestaltete sich im Grossen und Ganzen kurz und schmerzlos. Einzig eine Rutschpartie von einer kleinen Schneewechte auf einen Nebengratrücken liess den Puls kurz höher schlagen. Klar, der Minschun war nicht Die grosse Herausforderung. Doch der Aufstieg war im gleichen Masse kurz wie unterhaltsam und der Ausblick auf die umliegenden Berge und Täler ist durchaus lohnenswert.
lebhaft geschrieben- gefällt mir. die nina erzählt immer wie bezaubernd doch clünas wär.. ich glaub, das würd mir auch behagen! und he: wieso gibts kein foto vom sitzkissen?