Mit grossen Plänen fuhren wir Richtung Oberalppass. Crispalt, Piz Nair und Piz Giuv lockten. Ohne nennenswerte Ereignisse erreichten wir zuhinterst im Val Val – gingen da die Namen aus? – den Punkt 2561, von wo wir uns zur Fuorcla da Crispalt hinaufkämpften. Wie Markus diesen Punkt erreichen konnte, bleibt bis heute ein Rätsel, aber andereseits erscheint es im Rückblick betrachtet logisch, da die Sauerstoffaufnahme immer gut war, zumal er wohl mehr Atembewegungen als Tritte machte. Da wir nicht genau definiert hatten, wo der Gipfel des Crispalt wirklich liegt, gingen wir auf Nummer sicher und bestiegen auch den Punkt 3028. Das raubte uns soviel Zeit, dass wir von unseren Ziele Abschied nehmen mussten und über die westliche Umrundung von Punkt 3040 erreichten wir das Giuvstöckli und dann zu guter Letzt noch den Brichplanngenstock. Ohne Umwege stiegen wir wieder das Val Val hinaus, und konnten den schönen Tag mit den kurzen Abstieg zum Oberalppass beschliessen.
Das Leben ist gewiss kein Ponyhof. Schon gar nicht in den Alpen. Dann schon eher eine Schafweide. Mehrere dutzend Schafe kamen an jenem morgen zusammen, um die Alp Ravais zu besetzen. Es wurden Parolen geblöckt wie: “Määä!”, oder “Mähä”. Manche sogar “Häääähhääpppyy Bäääährsdei”. Was denn genau das Anliegen der Schafe war, blieb ein Rätsel. Aber die Stimmung war friedlich und mit ihrer fantasievoll und bunt bemalten Wolle, hatte der Demonstrationszug den Charakter eines Schafsvolksfestes. Der Schäfer hielt sich dezent im Hintergrund und schritt auch nicht ein, als sich 3 Schaulustige von Chants her näherten und die Herde durchquerten.
Das Verhalten dieses Triumvirates muss den Schafen etwas seltsam vorgekommen sein, bestiegen die drei jungen Herren in der Folge den Hoch Ducan. Und das ohne Mühe und ohne ersichtlichen Grund. Happy Birthday Martin!
Ausflug mit Kind und Kegel
Wer auf die glorreiche Idee kam, unsere Freundinnen (Olivia, Daniela, Jacqueline & Andri) mitzunehmen, ist leider nicht mehr nachzuvollziehen. Vielleicht ist es auch besser so. Gestartet wurde in Pontresina mittels Pferdekutsche in Richtung Hotel Roseg. An den nachfolgenden Aufstieg zur Tschiervahütte kann ich mich nicht mehr erinnern, ausser dass es ganz am Schluss regnete und die langsameren (mit Pellerine oder Schirm, wie in der Stadt Zürich üblich) ein wenig nass wurden. In der Hütte gab es Instruktionen zur Kamerahandhabung und Belichtungszeit, damit am nächsten Tag sicher alles gut eingefangen werden kann. Im dem auf uns zugeschnittenen Zimmer fanden wir alsbald die nötige Ruhe für den nächsten Tag – immerhin hatten wir uns den Piz Tschierva zum Ziel gesetzt. Aus der Reise zum Piz Morteratsch aus dem Vorjahr meinten wir uns zu erinnern, dass ein einfacher, unschwieriger Rücken zum Piz Tschierva hinaufführt und uns also vor keine grossen Probleme stellen sollte. Eine ideale Gelegenheit also, unseren Nächsten einmal zu zeigen, was wir so in den Bergen treiben und was und fasziniert.
Am nächsten Morgen sind wir frühzeitig aus den Federn geschlüpft und sind Richtung Fuorcla Tschierva losspaziert. Weder die kleine Leiter noch das Anseilen aller Beteiligten auf dem Gletscher konnten uns aufhalten. In nicht gerade rekordverdächtigem Tempo konnten wir über einige Steinblöcke den Gipfel gewinnen, welcher ohne grosse Schwierigkeiten erreicht werden kann, allerdings spielt die Höhe des Berges eine wohl nicht zu unterschätzende Rolle für nicht akklimatisierte Bergspaziergänger.
Um allen Teilnehmern auch noch das nächste Tal zu zeigen, entschieden wir uns, über die Fuorcla Misaun ins Val Boval abzusteigen. Der Vadret da Misaun war ein wenig schneebedeckt und nur die grössten Spalten waren sichtbar. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit war der Schnee doch schon ziemlich tief. Um nicht direkt in die gemäss Karte vor uns liegenden Spaltenzone zu geraten, versuchte ich ein Ausweichmanöver auf den schneebedeckten Teil des Gletschers. Schon mit dem ersten Schritt sank ich bis zu den Hüften in die erste Spalte. Zum Glück konnten mich die kräftigen Olivia und Daniela direkt wieder aus der Spalte ziehen – am liebsten hätte ich jetzt die Rega angerufen – mein Begehren wurde jedoch mit knapper Mehrheit abgelehnt. Die kühne Markus-Andri-Jacquelin-Seilschaft nahm daher die Führung an sich und durchquerte die Spaltenzone ohne Probleme um gleich den Aufstieg zur Forcla Misaun in Angriff zu nehmen. Die nachfolgende Ereignisse sorgen noch heute für verschiedene Emotionen – je nach befragter Person.
Die kühne Seilschaft erkletterte im Nu die gröbste Steigung zur Forcla, um die restlichen mit einem Seil von oben zu sichern. Irgendwie war man sich oben und unten nicht einig, wie man nun sichern sollte. Sobald dies geregelt war, konnten wir unten lossteigen. Leider konnten unsere Freude oben nicht ruhig warten sondern sprangen ein wenig auf den Steinblöcken hin und her, so dass sich doch einige muntere Steine lösten und ziemlich genau in unsere Richtung rollten. Nach den erzwungenen Sprung in die Sicherheit konnten wir uns an den Aufstieg wagen. Auf halben Weg war der Mörtelhang ein wenig steiler, daher beschloss ich, Olivias Fuss mit meinen Händen Halt zu geben, ohne auf meinen Halt zu achten – worauf ich prompt das Gleichgewicht verlor. Ein Aufschrei später konnte ich mich wenig weiter unten ohne Probleme und Blessuren auffangen.
Endlich die Forcla erreicht, konnten wir sehen, dass sich der Weiterweg nicht gerade freundlich gestaltet. Zuerst über einige steile Bänder und kleine Felsabbrüche über Schneefelder zu schroffen Steinblöcken. Das Wasser und die Kraft einiger Damen waren ziemlich geschwunden. Daher beschlossen Andri und ich, vorauszueilen und die Autos von Pontresina nach Morteratsch zu transferieren. Aus meiner Optik war der Rest des Abstiegs bald einmal hinter uns gebracht.. Im Restaurant Morteratsch warteten wir dann auf den Rest der Gruppe. Um etwa 19.00 Uhr waren wir wieder alle vereint. Ein Abstieg, den allen wohl noch einige Zeit in Erinnerung bleibt.
Nun, wenn falls jemand nach der Moral der Geschichte fragen sollte: Wenigstens hat W. nun schöne Zähne.