3 motivierte Amateure, 2 kurze Pausen, 1 euphorische Serviertochter, 3 beinahe bedeutungslose Stürze, 2 erspähte Steinböcke und 1 ausgebildeter Profi:
Stefanstag einmal anders..
Am 26. Dezember 2007 sollte es also zum ersten Mal soweit sein, daß ich persönlich auf Tuchfühlung mit der Lebensphilosophie GR 3000 ging. Das Wetter an diesem Mittwoch als strahlend schön zu bezeichnen, wäre zugegebenermaßen die Realität etwas gar schön gefärbt. Doch das Morgenrot, das sich in den Wolken abzeichnete, als Daniel, Martin und ich in den relativ frühen Morgenstunden gegen Bivio (den Ausgangspunkt unseres heutigen Aufstiegs) und damit dem uns vor Ort erwartenden profeßionellen Tourleiter/ begleiter Gian entgegenbrausten, war es wert an dieser Stelle festgehalten zu werden. Es muß dann um die 9.30 gewesen sein, als wir zu dritt, dem Bergführer folgend, aus dem auf 1769 m ü. M. gelegenen Dorf abmarschierten, die Glieder noch etwas unbeweglich und der Geist noch etwas verträumt von den vergangenen Festtagsgelagen. Nach der ersten Stunde, in der sich nur gerade Gian, bereits von altbekanntem sportlichem Einsatz angetrieben, von Zeit zu Zeit ca. 20 Meter vor die sich langsam ins Schwitzen kommende Karawane abzusetzen vermochte, um erste Tourmomente bildlich festzuhalten, legten wir einen ersten Halt ein.
Die zweite ebenfalls einstündige Etappe würde ich persönlich als quasi “steady state”– Phase aller Beteiligten bezeichnen. Der Rhythmus stimmte nun, Tempo und Temperatur ebenso. So hätte es durchaus weitergehen können, doch ein wenig Buße tun für die ausgiebigen Weihnachts- “Eßen”, sollte uns dann doch nicht vollständig erspart bleiben. Allerdings genauso wenig der plötzliche Blick auf zwei im Fels, respektive vor einem Schneefeld, sich deutlich abzeichnende Silhouetten von Steinböcken. Nicht zu Unrecht scheint das Tier also das Gemeindewappen Bivios zu zieren.
Die zweite Pause gegen 11.30 diente der ausgiebigen Nahrungsaufnahme, einem ersten intensiven Blick in die uns umgebende fantastische Bergwelt sowie dem meinerseits ehrlich eingestandenen, langsam ersehnten tiefen Durchatmen, vor den letzten noch ca. 400 Höhenmetern, die uns noch von dem, mittlerweile sichtbaren Gipfel des, 3078 Meter hohen Piz Surparé trennten. Wohl gegen 11.45 legten wir erneut los und hüllten die langsam etwas aufkommende Müdigkeit in ein wenig stolzes gemeinsames Schweigen. Auf den letzten und wohl steilsten vielleicht noch etwa 300 Metern, ließen die durchweichten Weihnachts-Oberschenkel sich dann fast nur noch durch den Willen, es bald geschafft haben zu wollen, die letzten Male dazu bringen, erneut mit ganzer Kraft zuzutreten um sich nicht ständig im Bruchharst retour zu bewegen. Es wird wohl ziemlich genau 13.00 gewesen sein, als unser Vierergespann vollzählig auf dem Gipfel des Surparé versammelt stand, Kappe auf und Jacke verschloßen, dem pfeifenden Wind trotzend, mit dem herrlichen Gefühl, das einen gerne die Anstrengungen des Aufstiegs in Kauf nehmen läßt.
Wir drei Amateurbergsteiger nahmen uns bei der anschließenden Abfahrt noch jeweils je einmal die Freiheit kurz “richtig in den Schnee zu faßen” wohl um uns noch einmal bewußt zu machen, daß dies nun die erste GR 3000 Winterbesteigung eines Dreitausenders in der bündnerischen Alpenwelt war.
Den, das Erlebnis besiegelnden, Trank in Bivio unten möchte ich allerdings an dieser Stelle doch auch noch erwähnt haben um den Leser nicht länger auf die Folter zu spannen, was es denn mit der, im Titel erwähnten, euphorischen Serviertochter auf sich hat. Abschließend noch einen herzlichen Dank an Gian, Daniel und Martin!
Diesmal galt es früh aufzustehen, da unser Ausgangspunkt im Val Medel lag. Um sieben Uhr starteten wir unsere Tour von Pardatsch, das auf rund 1400 Meter liegt. Auf dem breiten Weg durch das Val Cristallina konnte Mario seine nach langwieriger Evaluation ausgewählte Schuhe ein wenig warm laufen. Bald galt es jedoch ernst und wir folgten einem etwas schmaleren Pfad in Richtung Pass d’Uffiern. Martin mit seinen ausgezeichneten Kartenlesenkünsten führte die Gruppe elegant ins Abseits, worauf Mario die scheinbar auswegslose Situation rettete und über Granitplatten und Grashänge hinweg wieder den richtigen Weg fand. Bald schon folgte ein heimtückischer Bach, welcher rückblickend betrachtet wohl die Schlüsselstelle des gesamten Tages war. Die von Eis überzogenen Steine überzogen vor allem einen von uns, sich die Temperatur des Wassers zu Gemüte zu führen. Erfrischt konnnten wir uns durch die wunderschöne, mit Grantifelsen und kleineren Böden geschmückte Landschaft vorwärtsbewegen, bis wir schlussendlich an den Lai d’Uffiern gelangten. Anstelle lange die für die Beschreibung fehlenden Worte zu suchen, verweisen wir auf die Bilder in unserer Gallery.
Kurz darauf konnten wir den ersten Steinbock im Rahmen unseres Projektes beobachten und auch fotografieren. Vom Pass d’Uffiern näherten wir und nun in gerader Linie dem ersten Berg des heutigen Tages, der Cima di Camadra, mit 3172 der höchste Berg des heutigen Tages. Bei einem kurzen Rencontre mit hinterm einem Stein in der Sonne sitzenden und Heineken-Bier trinkenden Steinbockjägern aus dem Tessin konnten wir durch dessen Fernrohr einen weiteren Steinbock beobachten. Die nachfolgende Diretissima brachte uns ziemlich aus dem Schnauf, und vor allem Martin war froh, den Gipfel noch an diesem Tage zu erreichen. ganzer Bericht
Mit den fast schon greifbar nahen Bergen des Bernina Massivs vor Augen, stürme ich meinen fünften und zugleich höchsten Dreitaussender hoch. Der Weg geht von der Julierpassstrasse auf der engadiner Seite zum Teil über grosse Felsblöcke hoch zur Fuorcla Albana. Von dort, schon auf 2800m, kommt einem der Piz Nair, der Hausberg von Celerina wie ein Hügel vor. Jetzt beginnt der sehr exponierte Ostgrataufstieg bis zum Piz Güglia auf 3380m. Aufstieg 3h39; Abstieg 2h19.