Piz Vallatscha, Piz Miez, Scopi und Pizzo del Corvo

12433m, Kampfstiefel 90, Ray Ban Sonnebrille, Strohhut und eine verrissene Unterhose – die zu zwei Dritteln besetzte Kerncrew von gr3000, verstärkt durch zwei Gastläufer hatte sich die Besteigung der vier Herren Piz Vallatscha (3109m), Piz Miez (3119m), Scopi (3190m) und Pizzo del Corvo (3015m) zum Tagesziel gesetzt. Kritisch zu reflektieren bleibt die Tatsache, dass die Route mit Hinblick auf den anstehenden Hochgebirgskurs im August der allgemeinen Ertüchtigung und somit zum Ausbau der bestehenden konditionellen Voraussetzungen der Teilnehmer geplant war. Die Einen haben den ganzen Spass sodann auch relativ gut überstanden, der Andere musste am folgenden Tag (sowie am Tag darauf) noch etwas nachleiden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Dem sich im starken Zick-zack Kurs windenden Trampelpfad folgend erreichte wir bereits nach kurzer Zeit den Einstieg in ein doch ziemlich steiles Grassstück (den exakten Fachbegriff habe ich leider vergessen, deshalb nenne ich es einfach mal “Grasstück”). Der Piz Vallatscha mit seinen 3109m lag nach dieser Etappe bereits in greifbarer Nähe. Um möglichst alle Aufstiegsvarianten auszutesten, hat sich die Gruppe zweigeteilt. Martin und ich haben den geraden Aufstieg durch ein weiches, für meine Verhältnisse zusätzlich ziemlich steiles Schneefeld gewählt, Mauro und Daniel sind Zwergziegen gleich durch das anliegende Trümmerfeld gepflügt und geklettert.

Nach rund 3 Stunden standen wir dann endlich auf dem Piz Vallatscha. Die Aussicht war keineswegs die erträumte, da in der Zwischenzeit ein fieser Nebel den Blick auf die umliegende Landschaft ziemlich stark beeinträchtigte. Schnell gratulieren, kurz einige Fotos schiessen, Sandwich essen und ein Schluck Wasser trinken – und ab auf zum nächsten “Höhepunkt”.

Um vom Piz Vallatscha auf den weiter südlich liegenden Piz Miez zu gelangen, mussten zunächst 300 Meter an vorher gewonnener Höher wieder vernichtet werden. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt haben die Kampfstiefel 90 auch hier durch Untauglichkeit geglänzt. Der Abstieg im Schneefeld wurde zur Rutschpartie und hat zudem wohl kaum der ästhetischen Aufwertung unserer Tour beigetragen.
Einige mehr oder minder einfache Kletterpassagen später konnten wir uns (die Einen etwas länger und der der Andere wiederum etwas kürzer) auf dem Piz Miez kurz ausruhen – Photos schiessen, Wurst und Käse essen und weiter. Diesmal blieb uns auch ein schöner Ausblick auf den Lukmanierstausee im Westen sowie Richtung Tesin nicht vergönnt.

Nun war der dritte 3000 nicht mehr weit – ein kurzer Abstieg und ein anschliessender Marsch über ein Schiefertrümmerfeld später haben wir den Scopi erreicht. Während des zweiten Weltkrieges als strategisches Teilstück eines aberwitzigen Planes eines bekannten Schweizer Generals hatte dieses “Schmuckstück” schweizerischer Kriegsarchitektur wohl seine Berechtigung, heute ist es einfach nur noch hässlich. Von installierten Videokameras überwacht haben wir uns dennoch eine kurze Verschnaufpause gegönnt.

Vom letzten Teil unserer Tour kann ich leider nicht mehr wirklich viel berichten. Nach 3 Gipfeln habe ich mich für den Abstieg entschieden und grosszügig auf die Besteigung des Pizzo del Corvo verzichtet. Das Erklimmen, oder besser “Heruntersteigen” auf den genannten Gipfel gehörte dann wohl auch mehr zum Pflichtprogramm der Kerncrew, die Kür war an diesem Tage mit den beiden schönen Bergen Piz Vallatscha und Piz Miez auf alle Fälle bereits Geschichte.

Der anschliessende Abstieg ging flott voran und Martin überzeugte einmal mehr durch eine, mir zum Einen unerklärliche und zum Anderen leider verschlossene Abwärtslauftechnik. Der Kerncrew an dieser Stelle Danke fürs Mitnehmen und bis zum nächsten Mal.

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Bruschghorn

Steter Tropfen höhlt den Stein – Das ist mein Motto für die Besteigung des Bruschghorns. Nachdem sogar Martins Mutter das Bruschghorn bestiegen hatte, durfte ich mir beim zweiten Versuch keine Blösse geben (Der letzte Versuch scheiterte wegen Nebel, bzw. „gag in da Hosa“ wegen Nebel). Auf dem Papier erscheint die Besteigung als geradezu simpel, doch die Erfahrung lehrt: Unterschätze nie einen Berg. Damian begleitete mich als Fotograf und unterhaltsamer Sprücheklopfer.
Das Auto parkierten wir bei Caschgliun auf etwa 2300 Meter. Um die Höhe zu halten, wanderten wir über die Ebene „Sur Tuf“ in Richtung Bruschghorn. Dies gestaltete sich mühsamer als angenommen, aber immer noch im Bereich des Einfachsten. Auf ungefähr 2600m traversierten wir unterhalb des Piz Tuf zur Geröllhalde, welche auf den Grat des Bruschghorns führte. Beim folgenden Aufstieg müssen wir wohl über die Nahrungsgründe einer Gämse gelatscht sein, denn diese pfiff uns gnadenlos aus. Sie umging uns ohne grosse Scheu und fing dann unterhalb von uns zu fressen an. Eine faszinierende Begegnung.
Auf dem Grat zogen Wolken auf und ich war etwas besorgt, denn in den Wettervorhersagen war von Gewitter am frühen Abend die Rede. Daher beeilten wir uns und standen kurze Zeit später auf dem Bruschghorn (3056m), welches eigentlich nur der höchste Punkt eine Schieferhalde ist.
Da sich das Wetter nicht besserte, beschlossen wir auf die Besteigung des Gelbhorns und Schwarzhorns zu verzichten. Später sollte sich meine Furcht vor Gewitter als unbegründet erweisen, aber als Greenhorn steige ich lieber einmal zu früh ab, als mich irgendwo in unwegsames Gelände zu verirren oder vom Blitz erschlagen zu werden.
So nahmen wir uns genügend Zeit beim Abstieg und bewunderten Flora und Fauna. Wir entdeckten Hasenspuren, sahen Gämse und natürlich auch Murmeltiere. Diese sind in diesem Tal ganz besonders zahlreich vorhanden und man muss aufpassen, dass man nicht plötzlich über eines stolpert. In einem Experiment stellten wir fest, dass Murmeltiere Schneebälle nicht sehen können, wenn sie in einem Winkel von 90° (fast) auf ihren Kopf fallen.
Das Primärziel Bruschghorn wurde also erreicht, das Sekundärziel Schwarzhorn jedoch nicht. Daher werde ich wohl auch ein drittes Mal auf die Alp Curtginatsch zurückkehren.

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Piz Gügliet, Corn Chamuotsch, Corn Suvretta und Corn Margun

Der Juni ist schon fast vorbei, da verlassen auch die letzten GR3000 Mitglieder ihre Winterquartiere um sich in den Bergen zu vergnügen. Chefplaner Martin hatte für diesen Tag eine Route erstellt, welche nicht weniger als VIER Gipfelhöhepunkte beinhaltete. Ein Wermutstropfen war sicherlich die Abwesenheit des Übervaters aller Bergsteiger Daniel. Dieser vergnügte sich anderweitig in Übersee mit seinem GR3000 Groupie. Er wurde spontan ersetzt durch Florian und Damian, welche sich erstaunlich gut ins Kernteam integrierten.
In sportlicher Fahrt erreichten wir den Ausgangspunkt der Wanderung, das Valletta del Güglia an der Julierpass-Strasse. Nach einem gemütlichen Aufwärmspaziergang gelangten wir unterhalb des Piz Gügliet, unseres ersten Etappenziels. Es galt nun als erste Herausforderung ein steiles Couloir zwischen dem mächtigen Piz Julier und dem kleineren Piz Gügliet hinaufzukraxeln. Glücklicherweise lag noch viel Schnee, so konnte Sherpa Damian schöne Tritte in den Schnee hauen. Für die Nachkommenden war das dann wie Treppensteigen, was nach all den Kantijahren ein reines Vergnügen war. Naja, nicht ganz. Schpuali Florian bekundete etwas Mühe beim steilen Aufstieg, was hauptsächlich am Kampfstiefel 90 lag, dessen Nichtbergtauglichkeit so wieder einmal bewiesen wurde. Zudem hatte Florian einen „Arschlochtag“ erwischt, so dass ihm dieses Stück schwer zu schaffen machte. Seine Miene hellte sich aber kurz danach wieder auf, als es galt das letzte Stück zum Gipfel des Piz Gügliet (3160m) zu erklettern. Das harte Training in den Kletterhallen zahlte sich zumindest stilistisch betrachtet nicht aus. Ein aussenstehender Betrachter hätte unseren Kletterstil wohl am ehesten als „gag-in-da-hosa“ bezeichnet. Dennoch erreichten wir den Gipfel, aber mehr als eine kurze Rast war uns nicht gegönnt. Mit dem Auftauen begannen nämlich die Felswände zu bröckeln. Dadurch wurde unser Rückwegs-Couloir von der darüberliegenden Felswand je länger je mehr mit dicken Felsbrocken bombardiert. Dementsprechend hatten wir es dann eilig vom Berg runterzukommen. Immer ein Auge auf die darüberliegende Felswand rutschten wir schnell durch den Couloir und erreichten heil die darunterliegende Ebene.
Wir waren froh, nicht erschlagen worden zu sein und spazierten mit neuer Lebenslust über Schneefelder auf den Corn Chamuotsch (3017m). Es gibt Leute die würden diesen Berg als typischen Winterberg betiteln. Ich nicht, für mich ist jeder Berg ein Sommerberg. Danach folgte nach einfacher Gratwanderung der Corn Suvretta (3072m). Die letzte Etappe führte vom Corn Suvretta zum Corn Margun (3034m) und war ein echtes Zückerchen. Besonders Martin hatte sichtliche Freude an der einfachen Gratkraxelei.
Über die Aussicht lässt sich wenig sagen, Wolken verdeckten alle umliegenden Berge, ausser den Piz Surgonda. Für einen kurzen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken diesen Berg ebenfalls zu erklimmen, verwarf ihn dann aber wieder. Man soll nicht übertreiben und meine Knie schlotterten bereits, also traten wir den Rückweg an. Dieser gestaltete sich äusserst angenehm, da sich wegen des Schneereichen Winters überall noch Schneefelder befanden. Unter einer Brücke entdeckten wir zwei Blindgänger, die wohl von Minenwerfern stammen. Ich fragte mich, ob jemand die Brücke in die Luft sprengen wollte um das GR3000 Team zu sabotieren? Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass die Armee hier Steuergelder in Rauch aufgelöst hat. Eine Schande in jeder Hinsicht. Von solch Sinnlosigkeit inspiriert, zerstörte Florian kurzerhand und im Zyklopenstyle eine Schneebrücke mit einem gigantischen Felsen. Das war dann auch das letzte Highlight dieser Tour.
Als Résumée möchte ich festhalten, dass der knochentrockene sarkastische Humor von Martin sich ideal ergänzt zu Damians bitterbösem Sarkasmus. Die dadurch entstandenen Lacher wären manch einem ungeübten Sarkastiker im Halse stecken geblieben.

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